Eine Bakterieninfektion kann lebensgefährlich sein. Doch seit Erfindung der Antibiotika hat sie ihren Schrecken verloren. Damit die Arzneimittel wirken können, müssen Sie beim Einnehmen einige Regeln beachten.
Der britische Bakteriologe Alexander Fleming experimentierte 1928 in seinem Labor gerade mit Staphylokokken. Da bemerkte er, dass ein Schimmelpilz auf die Bakterienkolonie geraten war, der die Krankheitserreger zerstörte. Er war zwar nicht der Erste, der diese Entdeckung machte, aber er forschte weiter und entwickelte das erste wirksame Antibiotikum, das er Penicillin nannte. Damit setzte er einen Meilenstein in der Medizin. Endlich war es möglich, schwere bakterielle Krankheiten mit einem Medikament wirkungsvoll zu behandeln. Heute sind mehr als 70 verschiedene antibiotische Wirkstoffe auf dem Markt.
Der oftmals ungerechtfertigte breite Einsatz in der Tiermast, aber auch beim Menschen, hat Antibiotika in Verruf gebracht. Doch bei sachgemäßer Anwendung handelt es sich um hochwirksame und therapeutisch sinnvolle Arzneimittel. Antibiotika wirken nach zwei Prinzipien: Die einen hemmen das Wachstum der Erreger (bakteriostatisch), die anderen töten die Erreger ab (bakterizid). Es gibt auch Wirkstoffe, die in niedriger Dosis das Bakterienwachstum hemmen, in höherer Dosis aber keimabtötend wirken.
Mehrere Klassen von Antibiotika sind heute von großer Bedeutung: Betalaktame, zu denen das Penicillin zählt, Gyrasehemmer, Makrolide, Sulfonamide sowie Tetrazykline. Der Arzt wählt je nach vermutetem oder auch nachgewiesenem Krankheitserreger den passenden Wirkstoff aus.
Antibiotika einnehmen: Die wichtigsten Regeln
Therapie nicht vorzeitig abbrechen.
Nehmen Sie das Antibiotikum unbedingt so lange und in der Dosierung ein, wie es Ihr Arzt gesagt hat. Auch wenn sich die Krankheitssymptome nach kurzer Zeit erheblich bessern oder verschwinden, muss das Medikament noch einige Tage weiter eingenommen werden. Ansonsten steigt das Risiko, dass sich resistente Keime bilden. Dabei handelt es sich um Erreger, die sich im Laufe der Zeit optimal auf ihren „chemischen Gegner“ eingestellt haben. Die Medikamente wirken dann nicht mehr.
Nüchtern mit Wasser einnehmen.
Die meisten Präparate sollten nüchtern eingenommen werden, um optimal wirken zu können. Es gibt jedoch Ausnahmen. Achten Sie daher unbedingt auf die Angaben des Beipackzettels, und klären Sie offene Fragen mit Ihrem Apotheker. Manche Wirkstoffe, zum Beispiel Tetrazykline, vertragen sich nicht mit Milchprodukten. Nehmen Sie sie am besten mit einem Glas Wasser ein, wenn Sie sich nicht sicher sind, und halten Sie einen ein- bis zweistündigen Abstand zum Verzehr von Milchprodukten.
Auf Wechselwirkungen achten.
Manche Arzneimittel vertragen sich nicht gut mit Antibiotika, es kommt zu Wechselwirkungen. So können Empfängnisverhütungsmittel („Pille“) ihre Wirkung verlieren. Sorgen Sie also während der Antibiotika-Therapie für zusätzliche Verhütungsmaßnahmen. Wenn Sie weitere Medikamente einnehmen, fragen Sie Ihren Apotheker, ob sich die Mittel vertragen.
Keine Restbestände schlucken.
Behandeln Sie einen vermeintlichen Infekt nicht mit Restbeständen von Antibiotika aus der Hausapotheke. Sie wissen nicht, ob das Medikament, das vor Monaten so gut gegen den Harnwegsinfekt geholfen hat, nun auch gegen die eitrige Mandelentzündung wirkt. Auch bei virusbedingten Infekten wie Erkältungen, Grippe oder Lippenherpes ist der Einsatz von Antibiotika nicht geeignet, da die Mittel nicht gegen Viren wirken.
Typische Nebenwirkung: Durchfall
Wenn Sie Antibiotika einnehmen, kann es zu Störungen im Magen-Darm-Trakt kommen. Antibiotika wirken nicht nur gegen krankheitserregende Bakterien, sondern auch gegen die „guten“ Darmbakterien, die für die Zersetzung von Nahrungsbestandteilen sorgen. Diese Darmflora wird durch die Antibiotika-Einnahme aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Folge: Durchfall. Nach Therapieende normalisiert sich die Darmfunktion wieder. Oft tritt der Durchfall nur vorübergehend auf, und das Antibiotikum muss nicht abgesetzt werden. Wichtig: Bei schwerem oder gar blutigem Durchfall sollten Sie das Antibiotikum sofort absetzen und Ihren Arzt aufsuchen. Unterstützen können Sie Ihren Darm, indem Sie nach der Antibiotika-Therapie verstärkt probiotische Lebensmittel wie Milchprodukte zu sich nehmen. In der Apotheke erhalten Sie zur Regeneration der Darmflora Präparate mit Hefekulturen aus Saccharomyces boulardii oder Bakterienextrakten aus Lactobacillus gasseri, Bifidobacterium und Escherichia coli sowie spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamine, Mineralstoffe und probiotische Keime enthalten. Trinken Sie reichlich, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ideal sind Mineralwässer und Fruchtsaftschorlen, um den Mineralhaushalt auszugleichen. Auch Elektrolytpräparate aus der Apotheke leisten in diesem Fall gute Dienste.